Kleines Miradrom

Kleines Mirardrom

Kunstwerk von Kurt Buchwald

Kleines Miradrom

Der in Ostberlin lebende Künstler Kurt Buchwald ist von Hause aus Fotograf. Ursprünglich nutzte er dieses Medium als reines Dokumentationsmittel. Erst später befasste er sich mit Fragestellungen, die die spezifische Abbildqualität der Fotografie betrafen. Misstrauisch beobachtete Kurt Buchwald dabei vor allem die sich unaufhaltsam ausbreitende Bildergläubigkeit, die durch die Fotografie, aber auch durch das Fernsehen technologisch ermöglicht wird. Mit seinen künstlerischen Arbeiten, die sich immer wieder mit dem Zusammenhang von Sehen und Nichtsehen, von Wahrnehmung und Wahrnehmungsstörung auseinander setzen, sucht der Künstler diese Bilder-Scheinwelt aufzubrechen.

Mit großem Aufsehen gelang ihm dies zum ersten Mal 1989, als er im touristischen Zentrum Ostberlins Schilder mit der Aufschrift „Fotografieren verboten!“ anbrachte. 1993 gründete er das Amt für Wahrnehmungsstörung, um mit erfundenen Warnschildern und amtlichen Bekanntmachungen seine Mitbürger zu irritieren. In den Jahren 1990 bis 1994 widmete sich Kurt Buchwald dem Projekt „Bilder+Blenden“. Während der Aufnahme hielt der Künstler schwarze Scheiben vor die Kamera und verdeckte somit Teile des Bildes. Fehlstellen auf den Fotografien waren die Folge, die den Betrachter verunsicherten, ihn zugleich aber auch dazu aufforderten, die abgebildete Realität selbständig zu ergänzen.

Aus diesen „seh- und wahrnehmungsstörenden“ Scheiben der Kamera entstanden im Zuge der weiterführenden Arbeit Kurt Buchwalds meterhohe Blenden, die sich zu eigenständigen Installationen und Objekten wandelten. Fotografie und Plastik gingen damit eine erstaunliche Symbiose ein. Hierzu gesellten sich oftmals aktionistische Elemente. In Buchwalds Troisdorfer Kunstwerk sind alle drei Quellen des künstlerischen Ausdrucks miteinander vereint.

Das Werk „Kleines Mirardrom“ setzt sich aus sieben Stahlständern, die in gleich großem Abstand hintereinander aufgestellt wurden, zusammen. Ein jeder Ständer trägt eine schwarze, quadratische Scheibe, die in der Höhe von ca. 1,60 Metern ein kreisrundes Loch aufweist. Nach Aussage des Künstlers handelt es sich bei diesen Scheiben um überdimensionierte Blenden, die mit ihrer Öffnung einen Durchblick gestatten. Dieser gewährte Blick war für die Installation namensgebend. So läßt sich das spanische „mirar“ mit dem deutschen Verb „ansehen“ übersetzen.

„Angesehen“ wird ein Ausschnitt des städtischen Umraums Troisdorfs. Doch erstaunlich ist, dass dieser plötzlich vollkommen verfremdet wirkt. Tatsächlich vermitteln die Blenden und der durch sie erfolgte, eingeschränkte Blick den Eindruck, als sähen wir ein ausschnitthaftes, von der Realität losgelöstes Bild statt der gerade noch wahrgenommenen Stadtlandschaft. Spielerisch lässt sich dieses Phänomen der Verfremdung immer wieder variieren. Betrachtet man z.B. menschliche Gestalten oder auch nur Gesichter durch die Öffnungen der Blenden, bleibt das Resultat gleich. Immer stellt sich im Kopf des Betrachters die Wirkung eines von der Realität abweichenden Abbildes ein.

Um dieses Phänomen der Wahrnehumg oder vielmehr der gestörten Wahrnehmung zu verdeutlichen, lässt Kurt Buchwald den Betrachter aktiv werden. Indem dieser sich vor die Blenden stellt und durch diese hindurchschaut, wandelt er sich gleichsam zum Fotografen, der Bilder aufnimmt. Dabei ergänzt der Betrachter das Kunstwerk zugleich zu einem in sich schlüssigen Gesamtwerk.

Hier gelangen Sie zu dem Kunstwerk im Geoportal.

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