Müllekoven

Müllekoven

Müllekoven: Mit einem Hof fing alles an

Müllekoven hat knapp 1850 Einwohner und ist ein Ortsteil, der sich seinen durch Landwirtschaft und Obstbau geprägten Charakter bewahren konnte und durch die schönen Fachwerkbauten seinen ganz eigenen Charme erhält.

Die fränkische Landnahme war es, die um das Jahr 500 n. Chr. einen Landmann namens Mulo oder Muli in diese Gegend führte. Er beschloss, sich in den Auen der Sieg niederzulassen und einen Hof zu errichten. Über Mulinghoven, Mullenhoven und Mulenkoven näherte man sich in den folgenden Jahrhunderten langsam dem heutigen Ortsnamen Müllekoven an.

Zwar lässt sich nicht genau bestimmen, wann aus dem einzelnen Hof eine Ortschaft hervorging, die Endung -hoven lässt jedoch, ähnlich wie -ing, -heim oder -dorf, auf eine relativ frühe Gründung schließen. Zwischen 911 und 918 wird das heutige Müllekoven schließlich erstmals in den Besitzurkunden des Bonner Cassius-Stiftes erwähnt.

Leben mit dem Fluss

Seit dem Bau einer Kirche im benachbarten Bergheim um das Jahr 800 bilden Müllekoven und Bergheim das Kirchspiel, später die Honschaft Bergheim/Müllekoven. Hier liegt der Ursprung der engen Bindung beider Orte, die zukünftig oftmals gemeinsam urkundliche Erwähnung finden. Des Weiteren wird Müllekoven im 13. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Flussregulierung der Sieg durch den Grafen Adolf V. von Berg genannt. Ebenso in einem Weistum der Fischerei- und Fährgerechtsame für den Zweifelshof, das der Müllekovener Schöffe Wilhelm Mundorf im Jahr 1600 unterzeichnet. Der nach seinem Halfenpächter Michael Knott benannte Knodderhof der Familie von Elz, seit dem 18. Jahrhundert auf die Familie von Leerodt übergegangen, dominierte den Ort in jener Zeit.

Im Truchsess’schen Krieg wird Müllekoven am 13. April 1588 niedergebrannt. Nachdem infolge der Siegregulierung ein neuer Mündungszufluss in den Rhein geschaffen wird, ist der Fluss einen halben Kilometer vom Ort entfernt. 1808 weist man Müllekoven, gemeinsam mit Bergheim, dem Mairieverband Sieglar zu und 1815 geht es schließlich in die entsprechende preußische Bürgermeisterei ein. Dreißig Jahre darauf erhält Bergheim/Müllekoven endlich einen eigenen Gemeinderat, dem in den folgenden Jahren nicht wenige Müllekovener vorstehen.

Moderne Zeiten

Verschiedene Begebenheiten zeugen vom Fortschritt, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts Einzug hält: die Verlegung einer ersten Gas- und Wasserleitung 1907, der 1911 gegründete Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr und die zweiklassige Schule, die 1913 den Lehrbetrieb aufnimmt. 1914 folgt ein Haltepunkt an der Kleinbahn-Linie zwischen Siegburg und Zündorf. Um sich vor wiederkehrendem Hochwasser zu schützen, wird 1927 die Sieg eingedämmt. Im gleichen Jahr wird Bergheim/Müllekoven vollständig in die Gemeinde Sieglar eingegliedert. Die Kriegsjahre übersteht Müllekoven weitestgehend unbeschadet. Allein in der Beschusszeit zwischen März und April 1945 sind Tote und Verletzte zu beklagen.

Die 1964 von Gottfried Böhm erbaute St. Adelheid Kirche setzt mit ihrem neuzeitlichen Baustil schließlich ein Zeichen für den Neubeginn nach dem Krieg. Die kommunale Neuordnung des Jahres 1969 verändert Müllekoven nur geringfügig. Die Einwohnerzahl stieg bis heute von knapp 1.300 nur leicht an, seinen ländlichen, von Landwirtschaft und Obstbau geprägten Charakter hat Müllekoven jedoch bis heute behalten.

Ein Sonntagsausflug lohnt allemal: Besonders Fachwerkfreunde sollten einmal einen kleinen Spaziergang durch den Ort und über die umliegenden Felder machen. In unmittelbarer Nachbarschaft präsentieren drei ehemalige Gutshäuser und Höfe, das des Kirstgen Bröl, der Zweifelshof sowie der Junkershof, ihr liebevoll restauriertes Holzgebälk.