Spich Haus Broich

Spich

Spich: Von altem Adel

Spich ist mit knapp 13.000 Einwohnern einer der großen Ortsteile Troisdorfs, der durch die Ansiedlung von Gewerbe und Industrie profitiert hat, ohne dass dadurch die Lebensqualität der Bewohner gelitten hat.

Schon vor langer Zeit wusste der eine oder andere die Schönheit des Fleckchens Erde zu schätzen, auf dem Spich heute liegt. Bodenfunde lassen darauf schließen, dass die ersten „Spicher“ sich hier schon 3.500 v. Chr. heimisch fühlten. Die Siedlungsgeschichte Spichs war geprägt durch die Geschichte der beiden Adelshäuser Haus Broich und Haus Spich. Sie wurden erstmalig im 12. Jahrhundert erwähnt. Der Name Broich verweist auf eine Sumpf-, Moor- oder Bruchgegend, der Name Spich bezeichnet ein stehendes Wasser von Altarmen des Rheins. Erst nach der Trockenlegung dieses Gebietes konnte eine Ansiedlung erfolgen. Auch mancher Gutsherr benannte sich gleich nach seiner Hausadresse: 1479 beispielsweise residierte hier „Arntz von Broich, den man nennt vamme Spiche“. Auch die Varianten „van dem Spiche“ und „vam Spyche“ fanden Verwendung.

Unruhige Zeiten

Eheschließungen, Pfändungen und Gerichtsstreitigkeiten bescherten den Anwesen Spich und Broich in der Folge unruhige Jahrhunderte und so manchen neuen Bewohner. Die Erstgebäude existieren heute nicht mehr. 1620 ließ das Ehepaar Wolffen-Vercken das Renaissance-Herrenhaus an der Burgstraße errichten, das noch heute einen Eindruck von der Feudalität seiner Bewohner vermittelt. Von der Gesamtanlage des Hauses Spich ist nur noch das 1866 neu erbaute Herrenhaus an der Hauptstraße erhalten.

Neben den beiden Adelssitzen, erlebte auch die Ortschaft Spich unruhige Zeiten: Im Truchsess’schen Krieg 1588 war das Dorf schon einmal niedergebrannt worden, bevor im Jahr 1630 eine Hochzeit weitere Unbill abwehrte: Die „Broicherin“ Anna von Wolffen ehelichte den schwedischen Oberstleutnant Abraham von Loison, der als Kommandant das eroberte Siegburg und dessen Umgebung schwer verwüstet hatte – Spich blieb verschont.

Im Jahr 1694 wurde die erste Kapelle gebaut. Während des Koalitionskriegs zwischen Österreich und Frankreich wurde dem Ort von 1794 bis 1796 in zahlreichen Kämpfen dann nochmals übel mitgespielt. Erst im 19. Jahrhundert wurde die Geschichte Spichs „friedlicher“ und wandte sich statt Fragen der Verwüstung ausschließlich solchen der Verwaltung zu: 1815 von französischer in preußische Obhut übergehend, wurde Spich 1846 schließlich eine selbstständige Gemeinde mit eigenem Gemeinderat, Ortsvorsteher und Haushaltsplan, gehörte aber weiterhin zur Bürgermeisterei Sieglar.

Die 1815 gebaute Alaunhütte war die erste industrielle Ansiedlung im Gebiet der heutigen Stadt Troisdorf und machte Spich zu einem Bergarbeiterdorf.

Zerstörung und Neuaufbau

Die Einrichtung eines Haltepunkts an der Bahnstrecke zwischen Köln und Troisdorf zollte dem rasanten industriellen Fortschritt Tribut. Im Zweiten Weltkrieg ereilte Spich ein weiterer schwerer Schlag: Der „Blutsonntag“ am 11.3.1945 brachte erneut großen Schaden über den Ort: 52 Todesopfer unter der Bevölkerung waren zu beklagen wie auch die Zerstörung der halben Ortschaft.
Mit dem Wiederaufbau wuchs nicht nur die Bevölkerung, sondern auch die Ansiedlung von Gewerbe und Industrie. Auch heute noch ist Spich der Stadtteil mit dem größten Industriebesatz ganz Troisdorfs, was die Lebensqualität jedoch keinesfalls mindert: Die vor kurzem zum Kunstwerk umfunktionierte Trafostation an der Niederkasseler Straße zeugt davon, wie sich durch Kreativität ein Zweckbau plötzlich harmonisch in die Nachbarschaft einfügen kann.

Bleimopsplatz

Auf dem ehemaligen Schulhof der Schule Niederkasseler Straße wurde der Bleimopsplatz errichtet. Die Übergabe an die Spicher Bevölkerung erfolgte im September 2004 durch den damaligen Bürgermeister Manfred Uedelhoven. Die Enthüllung der Bleimopsfiguren am Moggelbrunnen fand am 30.04.2005 durch den Ortsvorsteher Hans-Willi Schwartz statt. Hierzu druckte das Extra-Blatt den folgenden Bericht:

Enthüllung der Brunnenfiguren auf dem Bleimopsplatz
"Ein Spicher Bleimops bin ich zwar..."

Spich - (ms) "Ein Spicher Bleimops bin ich zwar, verdien' mein Geld stets in Gefahr, aber wenn Feinsliebchen am Schlagbaum ruht, dann geht das Moggelen noch mal so gut" - schwungvoll stimmte die Spicher Bevölkerung die Spicher "Nationalhymne", das "Bleimopslied" von Hans Brodesser, an.

Grund dieser Gesangseinlage war die Enthüllung der Brunnenfiguren auf dem Bleimopsplatz. Musikalische Unterstützung erhielten die zahlreichen Besucher von Resi Müsch und Marianne Schettgen, die ihre Gitarren mitgebracht hatten.
Enthüllt wurden die Figuren von dem CDU-Kreistagsabgeordneten Ivo Hurnik, der ehemaligen Vizebürgermeisterin Helga Flämig sowie dem Ortsvorsteher Hans-Willi Schwartz.

Die Skulptur besteht aus zwei Bronzefiguren. Sie zeigt eine junge Frau, die mit einem sehnsuchtsvollen Blick an einer Schranke steht sowie einen Mann mit einer Harke auf einem Fahrrad. Auf dem Sockel, auf dem die Frauenfigur steht, ist der Text des Bleimopsliedes zu lesen, auf dem Sockel mit der Männerfigur liegen sechs Bleikugeln, die so genannten Moggele. Entworfen und gebaut wurden die Bronzefiguren von dem Troisdorfer Künstler Vito Ronzano. Die Kosten in Höhe von 11.000 Euro kamen durch Spenden zusammen.

In diesem Zusammenhang richtete Hans-Willi Schwartz einen Dank an alle Spicher Bürger, Geschäftsleute sowie Einrichtungen. "Diese Aktion zeigt die große Verbundenheit und den Gemeinsinn, der in unserem Ort herrscht", so der Ortsvorsteher.

Die Geschichte, die diese Brunnenfiguren darstellen, geht auf das "Moggeln", dem illegalen Sammeln von Bleikugeln und -munition im Sperrgebiet des Truppenübungsplatzes Wahner Heide, zurück. Die Munition auf dem ehemals kaiserlichen Truppenübungsplatz war in den zum Teil wirtschaftlich äußerst schwierigen Zeiten zu Beginn des letzten Jahrhunderts für viele Spicher eine der wenigen Möglichkeiten, sich einen kleinen Verdienst zu verschaffen. Diese Spicher hatten den Spitznamen "Bleimops". Die bleihaltigen Munitionsreste wurden zur Wiederverarbeitung nach Köln verkauft. Waren genug "Moggele" gesammelt und verkauft worden, dann konnte geheiratet werden.