Nymphe

Nymphe

Skulptur von Sonja Eschefeld

Für die Stadt Troisdorf plante Sonja Eschefeld einen Quellbrunnen, der wie folgt zu gestalten war: Eine polierte, wasserüberschwemmte Steinfläche sollte einen Pfeiler umgeben, den eine Frauenfigur bekrönt. Bei der Frauendarstellung galt es, die Tochter des griechischen Meeresgottes, Nereide, wiederzugeben. Insgesamt erhoffte sich Sonja Eschefeld eine skulpturale Anlage, die auf den „Vater Rhein“ Bezug nehmen sollte. Als Standort für ihr Werk schlug Eschefeld die Fußgängerzone vor. „Hier“, so meinte sie, „könnte der Brunnen ein wenig diesen hintergründigen Sinn erfüllen, aber auch als heiteres, belebendes Element verstanden werden.“

Der durch mehrere Pläne und Skizzen seitens der Künstlerin gezeichnete und dokumentierte Brunnenvorschlag konnte aus technischen Gründen nicht vollständig realisiert werden. Lediglich die Nymphe Nereide zeigt sich heute in sitzender Haltung auf der von Eschefeld gewünschten Steinstele.

Diese Einzelfigur genügte bereits, um die Troisdorfer Bürger in ein irritiertes Staunen zu versetzen. Denn als Sonja Eschefelder Hammer und Meißel fallen ließ und bemerkte, ihre Skulptur sei jetzt fertig, zeigten sich keine polierten Flächen oder ausmodellierten Formen. Stattdessen zeugten und zeugen die noch sichtbaren, groben Meißelhiebe allzu deutlich von dem eigentlichen Entstehungsprozess. Gerade dieses Prozesshafte zeichnete zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereits die Skulpturen des international renommierten Bildhauers Auguste Rodin (1840-1917) aus. Mit dem Eindruck der Vorläufigkeit, der diesen Arbeiten zu eigen ist, wünschte Rodin die „Allbewegheit der Materie“ gleichnishaft darzustellen. Indem Eschefelder mit ihrer Nymphenskulptur auf  den Rhein und damit auf das Wasser, dass den Stein angreift, aushöhlt und verändert, Bezug nimmt, greift sie den Gedankengang Rodins unmittelbar wieder auf. Zugleich verbindet sie ihn mit weiteren eigenen künstlerischen Ideen.

So wird an den scharfen Kanten und plötzlich in Erscheinung tretenden Flächen der weiblichen Gestalt deutlich, dass die Nymphenskulptur die Dimensionen des vorgebenen Steinquaders nicht zu sprengen vermag. Vielmehr zeigt die Körperhaltung der Nymphe, ihre mit übereinander geschlagenen Beinen und eng verschränkten Armen sitzend-hockende Haltung, wie sehr sie sich in die Formen des Steins hineinzuzwängen hat. Insgesamt gewinnt der Betrachter den Eindruck, als habe die Künstlerin entweder die Steinstele zu knapp bemessen oder die Skulptur zu groß angelegt. Beides musste dazu führen, dass Sonja Eschefeld den blockhaften Stein nur vom Rande her einkerben, konkav höhlen und subtil die Frauengestalt im Stein markieren konnte. Lediglich eine massive Kernplastik bleibt damit erkennbar, mit der Sonja Eschefelder an den Kubismus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts erinnert.

Wenn eine solche Rückerinnerung gewünscht war, so ist sie nicht ohne Vorbehalt. Dies lässt zumindest der Sockel erahnen, der zu hoch gezogen und damit überbetont wirkt. Ein ironischer Unterton macht sich bemerkbar, der sich auch in der gesamten Nymphengestalt spiegelt. Denn der Legende nach sind den Nymphen die Eigenschaften der Jugend und Schönheit zu eigen. Mit ihrer Skulptur schuf Sonja Eschefeld eher eine weibliche Gestalt, die durch Andeutungen besticht und Freiräume für die individuelle Phantasie des Betrachters schafft.