23. Bilderbuchpreis der Stadt Troisdorf

1. Preis für Nele Brönner und den Frosch

Damit wurde zugleich die Ausstellung „Troisdorfer Bilderbuchpreis 2021“ eröffnet, die bis zum 21. November 2021 zu sehen sein wird. Sie zeigt eine Auswahl der eingereichten Arbeiten und damit ein abwechslungsreiches und repräsentatives Bild aktueller Bilderbuchillustration im deutschsprachigen Raum.

Der Troisdorfer Bilderbuchpreis ist nach wie vor der einzige Spezialpreis für künstlerische Bilderbuchgestaltung im deutschsprachigen Raum. Zur diesjährigen Jury gehörten die Fachjournalistin, Referentin und Autorin Antje Ehmann, die Programmleiterin des Kölner Jungen Literaturhauses, Ines Dettmann, sowie die Leiterin des Bilderbuchmuseums Troisdorf, Dr. Pauline Liesen. Eine beratende Stimme hatte Dietlind Keutmann von der Stiftung Alsleben. Der Kinderjurypreis wurde von 16 Kindern aus insgesamt acht Troisdorfer Grundschulen gewählt.

1.Preis für Nele Brönner

Die Jury entschied einstimmig, der in Berlin lebenden Illustratorin Nele Brönner und dem Buch „Frosch will auch“ (Tulipan Verlag, 2020) den ersten Preis zuzuerkennen. Nele Brönner zeichnete mit farbiger und schwarzer Tusche, feinen Pinseln und Buntstiften und verband schließlich Analoges mit Digitalem. Im Ergebnis entstand eine ganz eigene Welt, bevölkert mit kleinen Tieren in einem verwilderten Garten. In ihm versammeln sich Salamander, Feldmaus oder Maulwurf zu einem wichtigen Ereignis.

Igel hat zum Kostümball eingeladen – alle, nur Frosch nicht, der grundlos außen vor bleibt. Nach anfänglicher Enttäuschung greift Frosch zur Eigeninitiative: Ohne Einladung geht er zum Ball – im schönsten Kaktus-Kostüm des Abends. Mit ihren Illustrationen nimmt Nele Brönner einfühlsam Anteil an Froschs Enttäuschung, zeigt aber auch mit viel Bildwitz den Wandel der Geschichte. Letztendlich ist es ausgerecht Igel, der den Frosch wegen seines Kostüms lobt, und damit die Freundschaft neu beschließt, die durch das Gefühl anfänglicher Ausgrenzung „ernsthaft“ gefährdet war.

2. Preis für Tatia Nadareischwili

Stilistisch und inhaltlich völlig anders arbeitet die Illustratorin Tatia Nadareischwili, die aus Georgien stammt. Ihr Buch „Tina hat Mut“ (Verlag Baobab Books, 2020), das den 2. Preis des Troisdorfer Bilderbuchpreises erhielt, zeigt sich durchgehend in einem eher minimalistischen Setting. So wird mit dezenten Linien und wenigen Farben ein Stelzenhaus am Rande eines Bambushains entworfen.

Damit wird auf Georgien, das Land der eigenen Kindheit, angespielt. Tatsächlich sind es viele Erinnerungen an frühere Zeiten, die die Illustratorin in ihrem Bilderbuch spiegelt. Das Buch selbst handelt von einem Mädchen namens Tina, das in Begleitung ihres Hundes den dunklen Bambuswald durchquert, vor dem sie sich eigentlich fürchtet. Den Weg weist ihr anfangs ein Kreisel, den ihr der Vater vor seiner Abreise schenkte.

Indem sie weiteren Zeichen, die im Wald verborgen sind, folgt, trifft sie schließlich auf den Jungen Kosta, mit dem sie umgehend Freundschaft schließt. Damit wird der Entdecker-Mut Tinas reich belohnt: Die neue Freundschaft war es wert, sich ein Herz zu nehmen und neues, unbekanntes Terrain zu durchqueren.

3. Preis für Lena Hesse

Von „Warteschlangengeschichten“, die uns spätestens seit der Corona-Pandemie äußert vertraut sind, handelt das dritte Preisträgerbuch des Troisdorfer Bilderbuchpreises. Dabei zielt das Bilderbuch von Lena Hesse mit dem Titel „Hallo, ist hier hinten?“ (Verlag Nilpferd, 2020) nicht auf Corona-Erfahrungen. Vielmehr spiegelt die Illustratorin eine ganz normale Situation im Sommer: Eine Warteschlange vor einem Eiswagen, die vor allem in Berlin (hier lebt die Illustratorin) und nach Kita-Schluss entsetzlich lang zu sein scheint.

Reale Situationen, die sich in solchen Warteschlangen ergeben, waren Auslöser für das jetzt vorliegende Bilderbuch, in dem sich Freunde, Nachbarn und Familienmitglieder von Lena Hesse in der Schlange der Wartenden einreihen.

Die Wartenden reden miteinander, geben sich Zeichen, interagieren – oder stehen nur für sich. Wie die Gesprächsfäden verlaufen, erfährt der Betrachtende, indem er immer wieder im Buch vor- und zurückblättert. Damit wird eine Erzählebene bedient, die ausschließlich im Buch funktioniert – mit viel Zeit und der Möglichkeit, durch das wiederholte Blättern im Buch die zahlreichen Geschichten zu entdecken und selbst (weiter) zu erzählen.

Kinderjury plädierte für Patricia Thoma

Für Geschichten, die tatsächlich von jungen Menschen gelebt werden, entschieden sich die Troisdorfer Grundschülerinnen und Grundschüler, indem sie den Kinderjurypreis an das Buch „Activists“ (Verlag Jacoby & Stuart, 2020) vergaben. In ihrem eher dokumentarisch ausgerichteten Sachbuch illustrierte Patricia Thoma in Schwarz-Weiß-Illustrationen und mit farbigen Hervorhebungen sehr eindrucksvoll das Handeln junger Menschen, die aktiv die Zukunft gestalten und dazu beitragen, dass die Welt gerechter und vor allem lebenswerter wird.

Text und Bild des Buches zeugen im Zusammenspiel von einer ungeheuren Kraft, die den Funken auf die Troisdorfer Schülerinnen und Schüler überspringen ließ. Diese erkannten die in Buch und Bild angesprochene wichtige Thematik sofort, schätzten aber auch die hohe Qualität der Illustrationen. Beides überzeugte die Kinder, im Jahr 2021 ihren Preis dem Buch Activists zukommen zu lassen.

Zur Ausstellung auf Burg Wissem erscheint ein Katalog mit zahlreichen farbigen Abbildungen sowie Texten von Ines Dettmann, Antje Ehmann, Christine Knödler, Pauline Liesen und Jennifer Walther-Hammel.

Infos und Fotos auf  www.bilderbuchmuseum.de, Auskunft gibt Pauline Liesen, Tel. 02241/900-422, Mail:  Liesen@troisdorf.de.