Regionalkonferenz in Troisdorf zum Wohnungsbau:

Jammern baut keine Häuser

Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski (rechts) begrüßte die Gäste vor und in der Stadthalle.

„Jammern baut keine Häuser und Wohnungen!“, so titelte jüngst der Berliner Tagesspiegel und so hätte auch das Motto der ersten von sechs Regionalkonferenzen zum Thema „Wohnungsbau und Raumentwicklung“ lauten können. Sie fand  in der Stadthalle Troisdorf mit rund einhundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der Region Bonn/Rhein-Sieg statt. Unter ihnen waren zahlreiche Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, kommunale Planerinnen und Planer, Verkehrsunternehmen und hochrangige Vertreterinnen und Vertreter der Landesregierungen aus Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.

Bürgermeister begrüßte Staatssekretär

Eingeladen hatten das NRW-Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr, dessen Delegation von Staatssekretär Michael von der Mühlen angeführt wurde, gemeinsam mit dem „Regionalen Arbeitskreis“ (:rak) aus der Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler und dem Verein Region Köln/Bonn e.V., dessen Vorstandsmitglied Dr. Reimar Molitor auch einer der Vortragsredner war. Landrat Sebastian Schuster und der Troisdorfer Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski übernahmen die Begrüßung in der Stadthalle.

Bezahlbaren Wohnraum schaffen

Der Rhein-Sieg-Kreis hat vor Kurzem eine Studie zum Wohnungsbaubedarf in Auftrag gegeben, sie wird die Grundlage für ein Handlungskonzept bilden, das später gemeinsam mit der Stadt Bonn umgesetzt werden soll.

„Die Entwicklung unserer Bevölkerung und ihre Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum stellt uns vor große Herausforderungen. Die verschiedenen Planungsstufen – vom Landesentwicklungsplan bis zum Bebauungsplan – müssen Wohnen, Mobilität und Arbeit integrieren. Deshalb hoffe ich, dass hier heute auch weiterführende Verabredungen der Akteure getroffen werden können“, betonte Landrat Schuster.

Neuer Regionalplan

Wie der Bedarf an „leistbarem“ Geschosswohnungsbau gedeckt werden kann, und zwar auf Flächen mit einer guten Verkehrserschließung durch den öffentlichen Personennahverkehr, darüber diskutierten die Fachleute bis in den frühen Abend. In diesem „Konzert“ gibt es viele Verantwortliche und Planungsstufen.

Der neuer Regionalplan der Bezirksregierung setzt den Rahmen für die kommunale Bauleitplanung. Sein Verfahren ist mit sechs Jahren aber viel zu zeitaufwändig, um hier rasche Lösungen zu versprechen. Die Städte und Gemeinden werden daher zunächst alle Reserven ausschöpfen und im Bedarfsfall Regionalplanänderungsverfahren anstoßen. Die Bezirksregierung hat versprochen, dabei zügig mitzuwirken.

Private und öffentliche Investoren

Ohne private und öffentliche Investoren ist aber all dies nichts, und deshalb stellte Staatssekretär von der Mühlen auch die Förderinstrumente und die Unterstützungsleistungen seines Ministeriums in den Vordergrund seines Vortrags. Er kündigte die deutliche Erhöhung der Wohnungsbauförderungsmittel an.

Die Entwicklung gemeinsamer Siedlungsstrategien zwischen Kernstädten und Umland ist auch für Dr. Reimar Molitor mit seinem „Agglomerationskonzept“ ein dringendes Anliegen, das entlang der Verkehrsachsen umgesetzt werden muss. Dr. Mehmet Sarikaya, Leiter des Amtes für Kreisentwicklung und Mobilität des Rhein-Sieg-Kreises, wies darauf hin, dass sich der Kreis an dem Landeswettbewerb StadtUmland.NRW beteiligen werde, bei dem der Wohnungsbau eine zentrale Bedeutung haben werde.

Kommunen als Bauherren

Bei diesen vielschichtigen Planungsprozessen müssen dann auch Bürger und Politik nicht nur „mitgenommen“, sondern überzeugt werden. Das gelingt aber nur, wenn der planerische Sachverstand nicht weggespart wird und die „Bauherrenfähigkeit“ der Kommunen erhalten bleibt.

Dazu kommt das notwendige Stehvermögen, das Bürgermeister Stefan Raetz, Bürgermeister der Stadt Rheinbach und zugleich Sprecher der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Rhein-Sieg-Kreis, einforderte: „Wir müssen in den Verfahren bei Gegenwind auch durchhalten können!“

Wohnungsbau und Raumentwicklung

Unter diesem Titel ist die Regionalkonferenz Teil der Wohnungsbauoffensive des Landes Nordrhein-Westfalen, mit der Flächen für den Wohnungsbau mobilisiert werden sollen. Weil der hohe Bedarf infolge des demographischen Wandels und durch den Zuzug von Flüchtlingen nicht überall auf den Bauflächen im jeweiligen Stadtgebiet gedeckt werden kann, sollen regionale Kooperationen zwischen den Kernstädten und dem Umland angestoßen werden.

Nach einer vom Bauministerium vorgestellten Modellrechnung bis zum Jahr 2020 wird es auch nach Nutzung des Leerstands landesweit eine Wohnungsneubaunachfrage von rund 280.000 Wohnungen geben. Für die Region Bonn/Rhein-Sieg, die bekanntlich eine der wenigen Wachstumsregionen ist, wird bis 2020 eine Neubaunachfrage je nach Verteilung von 23.500 bis 26.700 neuen Wohnungen bestehen.

Foto: Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski (rechts) begrüßte v.l. Kreisplanungsdezernent Michael Jaeger, Helmut Wiesner, Bonner Planungsdezernent, Landrat Sebastian Schuster, Dr. Mehmet Sarikaya, Dr. Reimar Molitor, Bürgermeister Stefan Raetz, Reiner Daams, Referatsleiter, und Michael von der Mühlen, Staatssekretär im NRW-Bauministerium.