Engagement lohnt sich

Nico Novacek im Interview

Nico Novacek

Jungen Menschen wird desöfteren nachgesagt, sich nicht für Politik zu interessieren und sich vorwiegend mit sich selbst oder ihrem Handy zu beschäftigen. Was auch immer von solchen Pauschalurteilen zu halten ist, so gibt es doch auch viele Jugendliche, die schon im jungen Alter sehr engagiert sind und dafür zu Recht Anerkennung erhalten.

Einer von ihnen ist der Troisdorfer Nico Novacek. Gemeinsam mit weiteren Mitschülern und Mitschülerinnen der Europaschule Troisdorf wurde er mit dem Heinz-Westphal-Preis für ehrenamtliche Arbeit ausgezeichnet.

„Willkommen in Troisdorf“

Unter der Leitung der Lehrerinnen Jennifer Metzing und Negar Jamali-Leusch starteten sie das Projekt „Willkommen in Troisdorf“ im Februar dieses Jahres. Anlass des Projekts war die erste Notunterkunft für geflüchtete Menschen, die in Troisdorf eingerichtet wurde. Sehr schnell etablierte sich das monatliche „Willkommenscafé“, zu dem geflüchtete Menschen aus ihren Notunterkünften abgeholt werden.

Eine große Ehre: Der Heinz-Westphal-Preis

Das großartige Engagement der Schüler blieb nicht unbemerkt. Im Sommer folgte eine Einladung nach Berlin zur Verleihung des Heinz-Westphal-Preises. Stellvertretend für alle Mitwirkenden nahm eine Delegation der Schüler und Schülerinnen, darunter auch Nico Novacek, am 9. September 2015 den Heinz-Westphal-Preis entgegen. Mit diesem Preis werden alle zwei Jahre junge Ehrenamtler prämiert. „Willkommen in Troisdorf“ war eins von fünf Projekten, die sich gegen 123 weitere durchgesetzt hatten.

Im Interview mit Nico Navacek konnten wir mehr über ihn und seine Motivation zu seinem außerordentlichen Engagement erfahren.

Interview mit Nico Novacek

1. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für dieses Interview nehmen. Es wäre nett, wenn Sie sich kurz vorstellen könnten.

Mein Name ist Nico Novacek, ich bin 16 Jahre alt und habe am 01.10.2015 eine Ausbildung zum Altenpfleger angefangen. In meiner Freizeit engagiere ich mich in der aktiven Flüchtlingshilfe, in der Politik, in einem Karnevalsverein und in meiner Kirchengemeinde. Außerdem reise ich gerne und treffe mich mit meinen Freunden.

2. Gemeinsam mit anderen haben Sie das Projekt „Willkommen in Troisdorf gestartet“. Worum geht es da genau?

Anfang dieses Jahres haben zwei junge Lehrerinnen der Europaschule das Projekt "Willkommen in Troisdorf" gegründet. Schnell war auch eine größere Schülergruppe gefunden, die Flüchtlingen und Asylbewerbern helfen möchten. Nach einiger Zeit gab es dann auch schon die ersten Angebote von Schülerinnen und Schülern für Flüchtlinge, wie z.B das Willkommenscafe. Dieses Cafe findet einmal im Monat in den Räumlichkeiten der Martin Luther Kirche Oberlar statt und alle "Troisdorfer Flüchtlinge" sind dazu eingeladen. Die Schülerinnen und Schüler freuen sich immer schon Tage im voraus, da man dort immer neue Leute und andere Ehrenamtler trifft und kennenlernt. Denn mit einer Tasse Kaffee oder Tee und einem Stück meist selbst gemachtem Kuchen kommt man immer international ins Gespräch. Mittlerweile haben wir ein vielfältiges Angebot an Projekten.

3. Für dieses Projekt haben Sie den renommierten Heinz-Westphal-Preis in Berlin gewonnen. Herzlichen Glückwunsch nochmal dazu! Was ist Ihr persönliches Resümee des Projekts?

Erstmal möchte ich mich bei allen Gratulanten bedanken.Viele Glückwünsche haben uns via Facebook und Whatsapp erreicht. Vielen Dank !

In einem Drei Viertel Jahr haben wir ein tolles Projekt in Troisdorf aufgebaut. Es haben sich viele schöne Angebote gebildet und neue Freundschaften sind entstanden. Außerdem habe ich viele neue Erfahrungen gesammelt. Ich habe mich über die Asylverfahrungen und über die Fluchtgründe informiert. Durch den persönlichen Kontakt zu den Asylbewerbern lernt man halt auch die persönlichen Fluchtgründe kennen!

4. Woher nehmen Sie diese Motivation für Ihr Engagement?

Ich bin schon immer sozial engagiert und politisch interessiert. Ich möchte etwas gestalten und mich nicht nur beklagen darüber, dass dies oder das nicht gut läuft. Das ist einfach, aber damit verpasst man auch die Chance, Dinge zu verändern oder so zu gestalten, dass man sie gut findet. Darum bin ich auch Mitglied bei den Jusos. Es macht einfach Spaß mit anderen Leuten gemeinsam etwas zu schaffen. Man lernt viel, erkennt Zusammenhänge und kommt auch mit ganz unterschiedlichen Leuten zusammen.

5. Wieso würden Sie anderen Jugendlichen empfehlen sich zu engagieren?

Es macht Spaß! Man trifft unterschiedliche Menschen verschiedenster Kulturen. Das ist spannend. So schlimm und scheinbar aussichtslos auch manche Schicksale sind, es gibt trotzdem immer auch Situationen in denen es etwas zu lachen gibt. Es ist auch ein bisschen wie „über den Tellerrand gucken“ und es ist bereichernd. Man lernt andere Kulturen kennen und bei aller Unterschiedlichkeit gibt es auch immer Gemeinsamkeiten.
Gleichzeitig lernt man auch die Grenzen kennen. Und zwar sowohl die persönlichen als auch die gesellschaftlichen oder politischen. Es gibt diese Schülerin, die vor einiger Zeit in allen Medien war, weil sie in der Schule zwar viele Sprachen, Naturwissenschaften und intellektuellen Auseinandersetzungen mit der Geschichte etc. lernt, aber nach der Schule nicht in der Lage ist, die alltäglichen Dinge des Lebens alleine zu regeln. Das lernt man, wenn man sich in der Flüchtlingsbewegung engagiert.

Man lernt für’s Leben, lernt nette Menschen kennen und ich möchte das auf gar keinen Fall mehr missen.

Helfen über Netzwerk Integration

Auch weitere Troisdorfer Bürgerinnen und Bürger wollen den Flüchtlingen helfen, wenn sie in der Stadt ankommen. Das Sozial- und Wohnungsamt hat dazu das „Netzwerk Integration“ aufgebaut. Hier treffen sich Gruppen, Verbände, Vereine und Institutionen unter anderem aus den Lebensbereichen Politik, Kirche, Kultur und Sport und vor allem ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger vor Ort.
Wer dem „Netzwerk Integration“ angehören und Flüchtlinge unterstützen möchte, wendet sich an den Koordinator des Netzwerkes Bernhard Gatzke per E-Mail.