Rundgang durch Sieglar mit Kurt P. Schneider:

Gaststätten, Pastorat und feiernde Mönche

Romantisches Miteinander: das Pastorat und die Kirche St. Johannes an der Meindorfer Straße.
Paulus schaut zu: Kurt P. Schneider (rechts) und Pfarrer Dirk Baumhof erläuterten Ellen Hegen die Herkunft der Figuren am Sieglarer Pastorat.
Verputztes Fachwerk: Das imposante Pfarramt in Sieglar.

Bei einem gewohnt kurzweilig humorvollen Rundgang durch Sieglar berichtete der Sieglarer Heimathistoriker und Stadtverordnete Kurt P. Schneider erneut sachkundig über Ortsgeschichte und Denkmäler. Die Rundgänge werden in unregelmäßigen Abständen von der VHS in Verbindung mit dem Heimat- und Geschichtsverein Troisdorf angeboten. Beim jüngsten Rundgang ging es vor allen Dingen um den Blick vor, aber auch hinter die Kulissen.

Die Exkursion startete an der Gaststätte „Zur Hölle“. Sie ist eine der drei Gaststätten, die Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut worden sind und die sich durch die Mischung von Jugendstil und Barockstil sehr ähneln. Die „Hölle“ wurde 1908 von Johann Jakob Krechel erbaut und hieß bis 1971 „Restaurant Germania“. Die zweite Gaststätte „Zur Küz“ wurde 1901 bis 1904 von Peter Klein erbaut. Das dritte Haus im damaligen Gaststätten-Dreiklang, die „Gaststätte zum Deutschen Adler“, heute „Zum Adler“, wird zurzeit restauriert.

Der Rundgang führte die Teilnehmer weiter zum katholischen Pfarramt an der Meindorfer Straße, im Volksmund „Pastorat“. Das Haus des Pfarrers wurde 1828 mit Fachwerk errichtet und steht heute unter Denkmalschutz. Neben dem Haupteingang befinden sich zwei eindrucksvolle Sandsteinfiguren aus dem späten 17. Jahrhundert.

„Wildes Treiben“ in der Eremitage

Sie stammen aus der ehemaligen Eremitage, einer Einsiedelei auf dem Ravensberg im früheren Altenforst, der heutigen Wahner Heide. Im Jahr 1670 wurde dort eine zweigeschossige Kapelle mit Wohnhaus errichtet, in der mehrere Mönche wohnten. „Sie lebten vom Betteln, teilweise gar nicht schlecht. Und manche von ihnen wird bis heute nachgesagt, dass sie wussten, wie man Feste feiert“, berichtete Schneider mit einem Augenzwinkern. Im Jahr 1833 ließ der Kölner Erzbischof die Eremitage kurzerhand abreißen, um dem „wilden Treiben“ ein Ende zu machen.

Die linke Figur zeigt Paulus Erenita mit dem Raben, auch als Paulus von Theben (228-341) bekannt; rechts steht Antonius, der Eremitenpatron. Er wird mit einem Schwein zu Füßen dargestellt. Das Schwein symbolisierte die Überwindung des Bösen. Es machte den heiligen Antonius bald zum Patron der Haustiere. „Aus diesem Grund wird er im Rheinischen ‚Ferkestünn‘ genannt, respektlos zwar, aber auch liebevoll“, so Schneider mitfühlend. Um die Geschichte abzurunden, trug er „Der heilige Antonius – letzte Versuchung“ von Wilhelm Busch vor.

Fester Bestandteil der Rundgänge, auch an diesem Tag, war die Pfarrkirche St. Johannes v.d.I.T. (vor dem lateinischen Tore) mit ihrer Umgebung an der Meindorfer Straße. Das Missionskreuz von 1763 am Turm der romanischen Kirche besteht aus einer Kreuzigungsgruppe mit Maria, Jesus am Kreuz und dem Apostel Johannes.

Bach auf der Mundharmonika

Es handelt sich um eine barocke Figur aus Latitgestein. Sie wird von Experten als grobe Steinmetzarbeit bezeichnet, wirkt aber durchaus würde- und eindrucksvoll. Die Kreuzigungsgruppe stand auf einem Kalvarienberg, bis die Nationalsozialisten sie 1940 versetzen ließen, weil religiöse Symbole unerwünscht waren. So fand sie ihren Platz am Kirchturm. Um diesem Ort einen abendlichen Zauber zu verleihen, wird die Kirche bei Einbruch der Dunkelheit prächtig beleuchtet.

Einen gemütlichen Ausklang des historischen Rundgangs leitete Gerd Hummert mit einem Musikvortrag ein. Auf der Mundharmonika spielte er jeweils ein Stück von Bach, Händel und Beethoven. Kurt P. Schneider beendete den Tag mit dem Rezitieren der heiteren Predigt „Der Seelenkosmetiker“, gehalten 1987 vom damaligen Kaplan Karl Josef Schurf.

Ellen Hegen