Projekt „Selbstbestimmt – mein Quartier gewinnt“:

Senioren im Altenforst sind Vorreiter

Das Troisdorfer Projekt „Selbstbestimmt – mein Quartier gewinnt“ für Seniorinnen und Senioren im Wohnquartier Altenforst in Troisdorf-Mitte ist landesweit als vorbildlich anerkannt worden. Es wurde von NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens als Modell gelobt. Dr. Stephan Kuhnert, Beigeordneter der Stadt Troisdorf und zuständiger Dezernent, berichtete bei einer Fachtagung nicht nur von der Notwendigkeit, sondern auch von den Chancen einer Bürgerbeteiligung bei der Quartiersentwicklung.

„Der partizipative Ansatz ist eines der wenigen Instrumente, mit denen die kommunalen Soziallasten aktiv gesteuert werden können. Denn wer in seinem Wohnumfeld bleiben kann, braucht keinen teuren Heimplatz. Die Stadt aktiviert und moderiert das starke Bedürfnis vieler Quartiersbewohner, sich für andere einzusetzen“, berichtete Kuhnert.

Die Stadt gebe dem Engagement Rahmen, Struktur und Richtung. Im Idealfall sei die Selbstorganisation der Bewohner nach einigen Jahren so stark, dass sie die kommunale Begleitung nicht mehr braucht. „Ein schöner Nebeneffekt ist, dass dabei ein deutlich positiveres Bild von 'Verwaltung' entsteht: Sie ist nicht mehr obrigkeitliche Entscheidungsinstanz, sondern Partner auf Augenhöhe“, erklärte Kuhnert.

Beteiligung wird gefördert

Ziel des Projektes ist die Förderung partizipativer Prozesse, also der aktiven Beteiligung von Seniorinnen und Senioren zur Verbesserung der Lebensqualität im Wohnviertel Altenforst. Zu den besonderen Ausgangsbedingungen im Altenforst gehörte, dass vor dem Projekt keine Angebote der klassischen Altenhilfe existierten.

Ziel ist es, die Übernahme von Verantwortung durch die älteren Menschen für den eigenen Stadtteil zu fördern und ein entsprechendes Netzwerk zu schaffen. Seniorinnen und Senioren aus dem Wohnquartier Altenforst haben bei Befragungen, Bewohner-Versammlungen und Workshops in Kooperation mit der Stadtverwaltung, dem Seniorenbeirat, dem Integrationsrat, der Volkshochschule, der Wohnungsbaugesellschaft Sahle Wohnen, Wohlfahrtsverbänden und vielen anderen Partnern ihre Vorstellungen für ein selbstbestimmtes Altern in ihrem Wohnviertel zum Ausdruck gebracht.

Nachbarschaftliches Miteinander

Zu den Schwerpunkten zählten die Schaffung von quartiersnahen Angeboten für Freizeit und Weiterbildung, die Verbesserung der Infrastruktur, die Unterstützung des nachbarschaftlichen Miteinanders und die Intensivierung der Kontakte zu Menschen mit Zuwanderungsgeschichte.

Zurzeit stellt sich eine Gruppe von acht Seniorinnen und Senioren aus dem Quartier als Ansprechpartner für die anderen Bewohnerinnen und Bewohner zur Verfügung. Sie entwickeln eigene Ideen für Aktivitäten und organisieren diese auch selbständig.

Hierdurch ist zum Beispiel ein zweiwöchentlicher Seniorentreff neu entstanden, der 30 bis 35 regelmäßige Besucherinnen und Besucher aufweist und neben Gesprächen, Feiern, Ausflügen auch Referenten zu unterschiedlichsten Themen einlädt. Die Stadtverwaltung begleitet und unterstützt diese Gruppe.

Der Projektverlauf, die entstandenen Strukturen und Aktivitäten und mögliche zukünftige Handlungsfelder werden in einem gemeinsam entwickelten Handlungsprogramm dargestellt, das kürzlich erschienen ist. Das ist auch auf Landesebene auf große Resonanz gestoßen.

Altengerechte Wohnviertel

Beim Startschuss für den "Masterplan altengerechte Quartiere.NRW" hat Ministerin Barbara Steffens im Rahmen einer gemeinsamen Fachtagung mit Vertreterinnen und Vertretern aus Kommunen, Kirchen, Wohlfahrtsverbänden, Pflege- und Altenarbeit erklärt: "Die meisten älteren Menschen wollen so lange wie möglich in ihrem vertrauten Wohnumfeld leben - auch bei zunehmender Pflegebedürftigkeit. Darauf muss sich die gesamte Gesellschaft einstellen.

Nur wenn es uns gelingt, die für die steigende Zahl älterer Menschen notwendigen Hilfestrukturen im Quartier zu integrieren, werden wir die Herausforderungen des demographischen Wandels meistern können".

Bis zum Jahr 2030 werden in Nordrhein-Westfalen nach Prognosen rund 28 Prozent mehr über 65-Jährige leben (insgesamt rund 4,7 Millionen) und rund 42 Prozent mehr über 80-Jährige (1,3 Millionen). "Statt Freude über das Altwerden grassiert die Angst vor Vereinsamung in anonymen Strukturen. Wohnquartiere, die Orte von Lebensfreude und sozialem Miteinander sind, können diese Ängste nehmen", mutmaßt Ministerin Steffens.

Kommunen werden unterstützt

Ziel des "Masterplans altengerechte Quartiere.NRW" ist daher eine breite Unterstützung der Kommunen bei der Entwicklung örtlicher Strukturen, die älteren Menschen mit und ohne Pflegebedarf ein selbstbestimmtes Leben bei einem möglichst langen Verbleib im vertrauten Wohnviertel sichern. Infos findet man auf der Seite des Landesbüros altengerechte Quartiere NRW unter www.aq-nrw.de.

Das Projekt in Troisdorf endet nach insgesamt sechsjähriger Laufzeit am 31. August 2013. Gleichwohl wird die Stadtverwaltung das Engagement der Seniorinnen und Senioren auch in Zukunft begleiten und unterstützen.

Die Räumlichkeiten des städtischen Familienzentrums Kita Am Wasserwerk stehen weiterhin für die im Projekt entstandenen Angebote wie Seniorentreff und Bildungsangebote in Kooperation mit der Volkshochschule Troisdorf und Niederkassel zur Verfügung.

Die beiden Projekte „Partizipation im Alter“ und „Selbstbestimmt – mein Quartier gewinnt“ werden vom Forschungsinstitut Geragogik FoGera in Witten wissenschaftlich begleitet und durch das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Auskunft erhält man bei der Koordinatorin Altenhilfe im Troisdorfer Rathaus, Claudia Grunenberg, unter Tel. 02241/900-545, Mail: grunenbergc@troisdorf.de.

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