Philosophisches Nashorn überzeugt die Jury:

Troisdorfer Bilderbuchpreis 2025 geht an Golden Cosmos

Der Troisdorfer Bilderbuchpreis ist der einzige Spezialpreis für künstlerische Bilderbuchgestaltung im deutschsprachigen Raum. Die diesjährige Jury, die am 13. April 2025 zusammentraf, setzte sich zusammen aus Susanna Wengeler, freie Journalistin und Gründerin von BilderBuchMarkt, aus Dr. Mirijam Steinhauser, die u.a. für kinderundjugendmedien.de die Kategorie „Bilderbuch“ betreut, sowie der Museumsleiterin Dr. Pauline Liesen vom Bilderbuchmuseum Troisdorf. Die Jury ernannte insgesamt drei Preisträger*innen wie auch eine Förderpreisträgerin. Die Stadt Troisdorf stellt das Preisgeld von insgesamt 7.500 Euro. Ein weiterer Preis wurde von der unabhängigen Kinderjury vergeben. Das Preisgeld der Kinderjury stiftet der Verein zur Förderung der Kinderbuch-Kunst des Museums der Stadt Troisdorf e.V.

Die Jury entschied einstimmig, Golden Cosmos den ersten Preis des Troisdorfer Bilderbuchpreises für das Buch Ludwig und das Nashorn zuzuerkennen. Die Illustrationen des Künstlerduos Doris Freigofas und Daniel Dolz überzeugen durch eine außergewöhnliche Farb- und Raumgestaltung. Dabei entwickelt sich durch die Kombination dreier kontrastreicher Farben, die sich in leuchtend-knalligen Szenerien zusammenfügen, durch die zahlreichen Perspektivwechsel und durch das Spiel mit „Dingwelten“ eine abwechslungsreiche Suche, die eines zum Ziel hat: das Nashorn zu entdecken. Der Junge namens Ludwig sieht das große Tier überall in seinem Zimmer - der Vater hingegen nicht, womit er auch die Anwesenheit des Nashorns anzweifelt. Aber ist es so, dass das, was nicht zu sehen ist, auch nicht existiert? Mit dieser Fragestellung wird der Ausgangspunkt des vorliegenden Bilderbuchs entlarvt: So stritt einst der Philosoph Ludwig Wittgenstein mit seinem Lehrer Bertrand Russel über die Frage, ob etwas nur dann existieren kann, wenn es zu sehen bzw. wahrzunehmen ist. Im vorliegenden Bilderbuch ist es der Vater, der zu neuen Einsichten geführt wird: Er weiß, dass es den Mond gibt - auch wenn er sich in dieser Nacht nicht zu erkennen gibt.

Den zweiten Preis des Troisdorfer Bilderbuchpreises 2025 erhält der Illustrator Mehrdad Zaeri mit seinen Bildern zu einem Klassiker von Otfried Preußler, den nahezu jeder kennt: Krabat. Angelehnt an den sorbischen Sagenstoff des ausgehenden 17. Jahrhunderts ist es der halbwüchsige Junge Krabat, der den Dienst bei einem Müller aufnimmt. Schon bald zeigt sich, dass mit der Mühle im Koselbruch so manches nicht stimmt, begründet dadurch, dass der Müllermeister eng mit den dunklen Mächten in Verbindung steht. Als Krabat die Situation durchschaut, beginnt ein Kampf zwischen Gut und Böse, den der Illustrator Mehrdad Zaeri in eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Zeichnungen bannt. Achtzig Stück davon sind über den mehr als 300 Seiten umfassenden Großband verteilt, von Vignetten bis zu doppelseitigen Illustrationen. Sie geben Einblick in den märchenhaft angelegten Erzählstoff, weisen zugleich aber auch weit über die Lektüre hinaus. Und so sehr die Illustrationen wie Kohlezeichnungen wirken, sie entstanden am Tablet – losgelöst von jedem Materialspiel und fokussiert auf das „absolute“ Motiv, wie Mehrdad Zaeri selbst äußerte.

Der dritte Preis schließlich wurde Pauline Pete und dem Buch Lieblingspulli zuerkannt. Der Lieblingspulli der namenlosen Ich-Erzählerin wurde von ihrer Oma gestrickt: mit bunten Ringeln, senkrechten Streifen, mit Zacken und Karos in zarten, aber auch vielen bunten und leuchtenden Farben. Und wie das mit Lieblingsstücken so ist, begleitet der Pullover das Mädchen auf allen (Lebens) Wegen: 

am ersten Schultag, auf einer Ballonfahrt, durch Omas Krankheit und schließlich zu Omas Beerdigung. Mit individuell angefertigten (Strick-)Mustern nimmt die Illustratorin Pauline Pete Bezug zu der sehr innigen Beziehung zwischen Oma und Enkelin und schlingt einen engen Faden um die kleinen, intimen Momente der beiden. Der Pullover ist dabei Symbol für ein vertrautes Miteinander, der stetig seinen Lebens-(Woll-)faden durch die Generationen zieht.

Beim Förderpreis stachen die Illustrationen von Larissa Goffart hervor. Mit einer eigenen Bild- und Textidee sucht die junge Illustratorin aus Trier, die sich noch im Masterstudium befindet, menschlichen Alltag in einen höheren kosmologischen Zusammenhang einzubinden. Die künstlerische Qualität der Zeichnungen überzeugte dabei ebenso wie die räumlichen Perspektiven und Bildschnitte, die abwechslungsreich immer wieder neue, erstaunliche Blickwinkel eröffnen. Denn die gestalterisch geschickt angelegten Sprünge zwischen dem Hier und Jetzt und dem Einblick in den Weltraum machen dem Thema Allgegenwärtig künstlerisch nicht nur alle Ehre, sondern zeigen auch überzeugend auf, wie sehr beides miteinander verwoben ist.

Den Preis der Kinderjury schließlich erhält das Bilderbuch Momo, illustriert von Simona Ceccarelli. Michael Endes Geschichte von dem Mädchen Momo und dem Geheimnis der Zeit ist weltweit ein Bestseller. In einer von Uwe-Michael Gutzschhahn geschickt bearbeiteten Textfassung wird die Grundlage für die Neufassung gelegt, zu der Simona Ceccarelli eine eindrückliche Bildwelt schuf. So werden in den gestalteten Szenen realistische Handlungsmomente und fantastische Vorstellungsinhalte fast surrealistisch miteinander verwoben. 

Sowohl in den großen Szenenbildern als auch in den panelartigen Bildausschnitten oder schnell aneinandergereihten Bildfolgen kommt dies dem bizarren Text in seiner Verknappung sehr entgegen. Denn im Vergleich zum Text gewähren die Illustrationen andere, neue Einblicke, die zum Verständnis von Michael Endes Oeuvre auf eine eigene Weise beitragen.

Mit der Preisverleihung, die am 21. September 2025 stattfinden wird, eröffnet das Museum zugleich die Ausstellung zum Troisdorfer Bilderbuchpreis. Die Ausstellung wird bis zum 16. November 2025 im Museum zu sehen sein. Sie zeigt eine Auswahl der eingereichten Arbeiten und damit ein abwechslungsreiches und repräsentatives Bild aktueller Bilderbuchillustration im deutschsprachigen Raum.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit zahlreichen farbigen Abbildungen sowie Texten von Christine Knödler, Mirijam Steinhauser, Susanna Wengeler, Pauline Liesen, Almut Tscheuschner, Jennifer Walther-Hammel und Stefanie Rauscher.

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