Qualifizierung junger Flüchtlinge:

Sprache ist der Schlüssel zur Integration

Das Fachbuch mit arabischen Übersetzungen hilft v.l. Hooman Keschtgar, Khaled Habba, Alaa Aldaibis und Moustafa Hasan. Foto: Rainer Hardtke/IGK.

„Sprache ist eine wesentliche Grundlage, um Menschen mit Migrations-Hintergrund erfolgreich zu integrieren“, sagte Heinz Palkoska, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Kunststoff (IGK) vor Teilnehmerinnen und Teilnehmern einer italienischen Delegation in Troisdorf. Sie informierten sich über ein bemerkenswertes Qualifizierungsprojekt für Flüchtlinge.

Das städtische Sozialamt und das Troisdorfer Netzwerk Integration arbeiten schon seit zwei Jahren mit der IGK zusammen. In bisherigen Qualifizierungsmaßnahmen sind überwiegend arabischsprachige Flüchtlinge unterrichtet worden. Die zehn Teilnehmer der ersten Maßnahme konnten alle erfolgreich abschließen und werden jetzt in Beschäftigung vermittelt. Die weitere Qualifizierung soll berufsbegleitend erfolgen.

Duales Ausbildungssystem

Zur Informationsreise nach Troisdorf und Bonn hatte des Goethe-Institut Rom Vertreterinnen und Vertreter aus Palermo/Sizilien, Apulien und Neapel eingeladen, die sich Integrationsmöglichkeiten und Qualifizierungsmaßahmen von jungen Flüchtlingen informierten. Sehr interessiert zeigten sich die Besucher am dualen Ausbildungssystem in Deutschland, deren Inhalten und Finanzierungsgrundlagen.

Palkoska stellte die IGK als Zusammenschluss von 43 Kunststoff-Unternehmen der Region vor, der insgesamt 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftige und etwa 350 Millionen Euro Umsatz pro Jahr erziele. Um dem Fachkräftemangel konstruktiv zu begegnen und die Defizite kleinerer Unternehmen aufzunehmen, führt die IGK für ihre Mitgliedsunternehmen eine Verbundausbildung durch, auch in Rotation bei mehreren Unternehmen.

Zusätzliche überbetriebliche Ausbildung

Alle Azubis erhalten zusätzlich während der drei- bzw. dreieinhalbjährigen Ausbildung eine mindestens siebenmonatige „überbetriebliche Ausbildung“ in der IGKBildungs-Akademie, wodurch die „Duale Ausbildung (Schule und Betrieb)“ um eine dritte Komponente ergänzt und erweitert werde. Bei erfolgreichem Abschluss erhalten alle Azubis ein Übernahmeangebot in ein festes, unbefristetes Arbeitsverhältnis bei einem der Mitgliedsunternehmen, im Fachkräftepool der IGK oder beim Kooperationspartner START NRW.

Dasselbe System wird in Kooperation mit TERTIA auch bei der beruflichen Qualifizierung von Flüchtlingen und Menschen mit Migrationshintergrund angewendet. Unterschied: Hier wird zusätzlich besonderes Augenmerk auf die sprachliche Grund-Qualifizierung gelegt: „Wir bauen zunächst die sprachlichen Hürden ab und können dann in den eigentlichen Stoff einsteigen“, erläutert Palkoska.

Gute Deutschkenntnisse

Dem stimmten drei anwesende Lehrgangsteilnehmer eifrig zu: Kacem Mohammad, Hooman Keschtgar und Alaa Aldaibis sprechen nahezu akzentfreies Deutsch. Für Keschtgar ist es sogar eine neue berufliche Perspektive. Der studierte Agrar-Ingenieur fand zunächst keine passende Stelle in Deutschland:

„Ich habe 70 Bewerbungen geschrieben, aber immer hörte ich, dass ich überqualifiziert sei. Nun arbeite ich beim IGK-Mitgliedsunternehmen Hoka in Hennef, einem Hersteller von Lüftungsformteilen und Lüftungsanlagen, und absolviere dort eine neue Ausbildung. Vielleicht bringt mich das eines Tages in die Situation, dass ich meinen alten Beruf mit dem neuen kombinieren kann?“

Kooperation und gemeinsame Projekte

Heinz Palkoska betont, dass die IGK eine aktive Kooperation sei, ständige Treffen von Arbeitsgruppen, gemeinsame Projekte und ein Fachkräftepool innerhalb des Netzwerkes helfen kurzfristige Defizite abzubauen und gemeinsame Stärken weiter zu entwickeln. „Früher geschah dieses für Außenstehende unsichtbar innerhalb großer Unternehmen. Heute leisten wir diese Aufgabe für kleine und mittelständische Unternehmen und schaffen so einen Wettbewerbsvorteil für die Mitglieder“, betont Palkoska.

Im abschließenden Rundgang durch die Lehrwerkstatt der IGK-Akademie an der Josef-Kitz-Straße informierten sich die Delegationsteilnehmerinnen und -teilnehmer direkt bei den anwesenden Azubis. Große Beachtung fand ein besonderes Fachbuch, das deutsche Spezialbegriffe erläuterte und zusätzlich eine arabische Übersetzung liefert. Damit keine Missverständnisse entstehen.

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