Equal Pay Day: Gleichstellungsbeauftragte diskutierten über Lohnungerechtigkeit

„Das ist mir mehrfach passiert“

Diskutierten mit Passanten: Karin Lapke-Fernholz und Petra Römer-Westarp, Franziska Seifert, Isabell Santa Olalla, Bianca Neff und Amer Keder

Wieviel Frauen sind unter den 877 Vorständen der 200 größten deutschen Unternehmen? 47, 88 oder 137? Mit solchen Schätzfragen gingen die Troisdorfer Gleichstellungsbeauftragten Karin Lapke-Fernholz und Petra Römer-Westarp zum Equal Pay Day am 20. März auf die Straße. Der Equal Pay Day (Tag der Gleichbezahlung) weist auf den Umstand hin, dass Frauen in Deutschland 22 % weniger Einkommen haben als Männer. Zum Beispiel weil sie in Teilzeit arbeiten, um sich zu Hause um Kinder und zu pflegenden Angehörige zu kümmern, weil sie in unterbezahlten Sparten wie den sozialen Berufen arbeiten, oder weil sie für den gleichen Job weniger Lohn erhalten als Männer.

Nicht nur ein Quiz hatten die Gleichstellungsbeauftragten für die Bürgerinnen und Bürger im Gepäck, sondern auch eine überdimensionale rote Tasche. Die rote Tasche steht beim Equal Pay Day als Symbol für die Forderung nach Lohngerechtigkeit. Über dieses Anliegen diskutierten Karin Lapke-Fernholz und Petra Römer-Westarp mit Passantinnen und Passanten und hörten viele persönliche Erfahrungsberichte. „Dass ich für gleiche Arbeit weniger bekommen habe als männliche Kollegen, ist mir im Leben mehrfach passiert“, berichtete eine ältere Frau. Bei einer Großhandelskette habe sie in der Buchhaltung gearbeitet und nur durch einen Zufall mitbekommen, dass die Männer mehr auf dem Gehaltszettel hatten. Dass sie zur Betreuung ihrer vier Kinder phasenweise in Teilzeit beschäftigt war, wirke sich für sie auch bei der Rente sehr negativ aus, erzählte die mittlerweile geschiedene Frau. Auch Schülerinnen und Schüler kamen an den Stand der Gleichstellungsbeauftragten. „Das ist ja ungerecht“, empörte sich eine Fünfzehnjährige, als sie auf dem Infoplakat las, dass eine Versicherungskauffrau mehrere hundert Euro weniger Gehalt bekommt als ein Versicherungskaufmann.

Auch Männer zeigten sich dem Thema gegenüber aufgeschlossen und brachten ihre Meinung ein, wie sich die Arbeitszeit in Familie und Beruf zwischen Männern und Frauen gerechter aufteilen lasse. Für einen Hingucker sorgten am Equal Pay Day-Stand drei Azubis und eine Praktikantin der Troisdorfer Stadtverwaltung. Sie hatten sich als Koch und Köchin und Chemiker und Chemikerin verkleidet. Auf umgehängten Tafeln demonstrierten sie, dass  Männer und Frauen auch in diesen Sparten nicht gleich bezahlt werden. Übrigens: Von den 877 Vorständen der 200 größten deutschen Unternehmen sind nur 47 weiblich!