Rundgang in Sieglar mit Kurt P. Schneider:

Tödlicher Unfall auf der Sieg vor 67 Jahren

Geschichte und Geschichten aus Sieglar: Kurt P Schneider am Mühlengraben mit einem Bild von Jean Esch.

Bei seinem letzten Rundgang durch Troisdorf-Sieglar berichtete der Heimathistoriker Kurt P. Schneider von einem dramatischen Ereignis auf der Sieg. Wie konnte es dazu kommen, dass 1948 vier Menschen in der Sieg ertranken? Schneider berichtet:

„Zur Sieg führt heute der bebaute Teil der Meindorfer Straße und danach der unbebaute der Meindorfer Allee bis zur alten Kläranlage am Siegdeich. Man erreicht die Straße von der Larstraße aus, vorbei an der Pfarrkirche St. Johannes vor dem lateinischen Tore, in Richtung der ehemaligen Siegfähre und dem ehemaligen Meindorfer Brückchen.

Zwischen den Sieglarern und den Meindorfern bestanden über Jahrhunderte hinweg gute Beziehungen. Lasttransporte gingen durch eine in der Sieg heute noch sichtbare Furt. Der seinerzeit bestehende Fährverkehr mittels einer Gierfähre, wie sie noch an der Bergheimer Siegfähre besteht, wurde nach einem tragischen Fährunglück im Jahr 1948 eingestellt.

Damals sackte der Nachen wie ein Stein ab, als er über die Siegmitte von Sieglar Richtung Meindorf gekommen war. Dabei ertranken der Fährmann Peter Kratz aus Meindorf, der Sieglarer Lehrer Josef Dobelke und die Schüler Johannes Schmitz und Toni Hünten.

Gedenkkreuz in Meindorf

Auf der Meindorfer Seite der Sieg erinnert ein Gedenkkreuz an dieses Unglück, daß insbesondere denen, die dabei waren, aber auch den älteren Sieglarern in Erinnerung geblieben ist. Nach diesem Unglück wurde noch einige Jahre zur Sommerzeit ein Brückchen über die Sieg aufgeschlagen. 1951 betrug die Benutzung 20 Pfennige.

In der Troisdorfer Zeitung hieß es: ‚Die kürzeste Verbindung zwischen Meindorf und Sieglar, der Fußgängersteg über die Sieg, der in den Wintermonaten abgebrochen war, ist in den letzten Wochen durch Gemeindearbeiter wieder aufgerichtet und seit Montag für den Verkehr freigegeben worden‘“. Zum Abschluss erläuterte Kurt P. Schneider anhand eines Bildes des Sieglarer Malers Jean Esch aus den 20er Jahren die Veränderungen am Mühlengraben und seiner Brücke:

Romantische Brücke im Krieg zerstört

„Die romantische, mit Sieglarer Backsteinziegeln von Meister Bröhl gemauerte Mühlengrabenbrücke wurde 1864/65 erstellt und im Zweiten Weltkrieg Anfang 1945 gesprengt. Dadurch sollte der Vormarsch der alliierten Truppen aufgehalten und der ‚Endsieg‘ der Nationalsozialisten möglich gemacht werden.

Ironie des Schicksals: Die US-Army rückte über Troisdorf nach Sieglar ein. Sie benötigten die Mühlengrabenbrücke gar nicht. Im Kern der Dinge kann, wenn man so will, die alte gesprengte Sieglarer Brücke symbolisch für den Wahnsinn der Nazis gesehen werden“.

Die Rundgänge Schneiders, eines intimen Kenners der Sieglarer Ortsgeschichte, werden in unregelmäßigen Abständen von der VHS in Verbindung mit dem Heimat- und Geschichtsverein Troisdorf angeboten.