Rundgang in Sieglar mit Kurt P. Schneider:

Der ''Lööre Oohs'' zog in die Hölle

Mit Foto aus den 1920er Jahren: Kurt P. Schneider auf dem Sieglarer Marktplatz vor der Alten Schule, die er als Volksschüler besuchte.

Der belesene Heimathistoriker Kurt P. Schneider bietet für die VHS in unregelmäßigen Abständen sachkundige kurzweilige Rundgänge durch den Stadtteil Troisdorf-Sieglar an. Bei seiner letzten Exkursion in die wechselvolle Ortsgeschichte lenkte er die Kursteilnehmer in die Meindorfer Straße.

Bis zur kommunalen Neuordnung 1969 hieß die Straße von der Larstraße bis zur Brücke über den Mühlengraben kurz Kirchstraße, von der Brücke bis ins Feld schlicht Brückenstraße. Lokalgeschichte wörtlich genommen: Schneider berichtete über die Gaststätte „Zum Lööre Oohs“, die vorher über Jahrzehnte hinweg „Zur Hölle“ hieß, unmittelbar gegenüber der Pfarrkirche St. Johannes vor dem lateinischen Tore. Das führte immer wieder zu Irritationen:

Zwischen Himmel und Hölle

„Der Pächter der Gaststätte an der Ecke Meindorfer Straße und Marktplatz, Hermann Zanfrini, kam zu mir und sagte: ‚Kurt, hilf mir mal, für die Hölle einen neuen Namen zu finden‘. Denn manch einer stieß sich an dem Namen so nah bei der Kirche, wenn es zum Beispiel hieß: ‚Nach der Beisetzung bitten wir zu einem Imbiss in der Hölle. Oder: Nach der Taufe in der Pfarrkirche bitten wir zu einem Umtrunk in die Hölle“, berichtete Schneider mit einem Augenzwinkern, und weiter:

„Kurzum, ich schlug mehrere ortsbezogene Namen vor, so ‚Unter den Linden‘ mit Bezug auf die Lindenbäume am Marktplatz. Oder ‚Zur alten Schmiede‘, denn in dem Anwesen neben der Gaststätte befand sich bis in die 1960er Jahre die Schmiede der Familie Kraus.

Auch ‚An der alten Schule‘ wäre eine Benennungsmöglichkeit gewesen wegen der ehemaligen Volksschule am Marktplatz. Aber Hermann und seine Stammgäste fanden den Vorschlag ‚Zum Lööre Oohs' am besten. Und so geschah es denn auch. Im Januar 2014 wurde die Gaststätte bei einer zünftigen Feier umbenannt.

Ziegelsteine aus Sieglar

Das Gasthaus wurde 1908 für den Gastwirt Johann Jakob Krechel erbaut. Da es in Sieglar zur damaligen Zeit drei Ziegeleien gab, ist anzunehmen, dass das eindrucksvolle Backsteingebäude mit Sieglarer Ziegelsteinen errichtet worden ist. Es erhielt zunächst den Namen ‚Restauration Germania‘. Bei den Sieglarern hieß der Gasthof aber einfach ‚bei Krechels‘.

Der Gesellschaftsraum war der Probenraum des damaligen Männergesangvereins Sängerbund und des Kirchenchors. 1971 pachtete der Sieglarer Hans-Josef Florin mit seiner Frau Henny die Gaststätte und nannte sie ‚Zur Hölle‘. Florins übernahmen 1991 auch die Gaststätte ‚Zur Küz‘ in dem Haus, das 1904 erbaut worden war“, wußte Schneider zu berichten. Er weist auf die Bedeutung der Tierzucht für Sieglar hin:

Der Ochse als Maskottchen

„Der Lööre Oohs hat für Sieglar eine historische Bedeutung. Mit Sicherheit lange vor der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1395 wurden in Sieglar Ochsen sowohl für die Mast als auch für die Transport- und Feldarbeit herangezogen. Dadurch erhielten die Sieglarer den Spitznamen Lööre Ööhs. Der Ochsenhandel bescherte Sieglar in früherer Zeit Wohlstand.

Vor zehn Jahren wurde mit einer zünftigen Veranstaltung das Kunstwerk ‚Lööre Oohs‘ vor der VR-Bank Rhein-Sieg eingeweiht. Die große Skulptur war auf Initiative des Ortsrings Troisdorf-Sieglar in Verbindung mit der VR-Bank Rhein Sieg und vielen Sponsoren finanziert worden.

Seit dreizehn Jahren veranstaltet die Sieglarer-Marketing-Gemeinschaft im Mai mit großer Beteiligung von Ausstellern und Besuchern das Sieglarer Ochsenfest. Die diesjährige Attraktion war der Besuch des Ochsen Max III. aus dem Freilichtmuseum in Kommern. Nach seinem Vorbild hatte der Bildhauer Willi Neffgen aus Köln vor über 10 Jahren das Kunstwerk ‚Lööre Oohs‘ geschaffen, das robust vor der Bank steht“.