Pädagogisches Filmprojekt am Sieglarer Berufskolleg:

Film-reif - Respekt, Respekt!

Das war filmreif: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Filmprojekts am Berufskolleg in Sieglar.

Zehn Tage lang fand im Georg-Kerschensteiner-Berufskolleg in Troisdorf-Sieglar das medienpädagogische Projekt „Kulturelle Vielfalt in Troisdorf“ statt. Teilgenommen haben die Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs aus den Klassen des „Brückenkurses“ und der „Internationalen Förderklasse“ des Koordinationsbereichs „Integration“. Die 14 Jugendlichen im Alter zwischen 17 und 21 Jahren haben Migrationshintergrund.

In dem Projekt war der Film ein Medium, um zu einer inhaltlichen Arbeit mit den Jugendlichen zu kommen. Die „biografische Spielfilmpädagogik“ eignet sich besonders gut für die Arbeit mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund. In mehreren Workshops entstanden Kurzspielfilme auf der Grundlage selbst erlebter Geschichten der jungen Menschen rund um das Thema „Respekt“, die auf den Alltagserfahrungen der Teilnehmer basieren.

„Ziel der pädagogischen Arbeit war die Reflexion und Veränderung der persönlichen Einstellungen, der eigenen Wertehaltung und des Sozial- und Empathieverhaltens. Die Schülerinnen und Schüler arbeiteten in einem sehr intensiven Teamprozess“, resümiert Annette Magiera, Mitarbeiterin des Jugendmigrationsdienstes Rhein-Sieg als Projektveranstalter.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten ihre persönlichen Einstellungen gegenüber den Faktoren „Respekt zeigen“, „Respekt erhalten“, „Respekt erleben“, „respektvoll behandeln“ und die eigene Wertehaltung überprüfen. „Veränderungen in diesen Bereichen können nur durch Selbstreflexion und selbstreflexives Verhalten gegenüber der eigenen Geschichte, den persönlichen Erfahrungen und eigenem Handeln erzeugt werden“, zeigt sich Magiera überzeugt. 

Begleitet von zwei Studentinnen der  Universität Kassel haben die Jugendlichen die wichtigsten Stationen einer Filmproduktion gemeinsam durchlaufen. Sie erfuhren dabei hautnah, wie viel Arbeit und Konzentration für die verschiedenen Produktionsabläufe nötig ist, um den Film am Ende erfolgreich präsentieren zu können. Der Produktionsprozess des Kurzfilms machte viel Spaß, stellte aber auch eine enorme Herausforderung dar. Szenen wurden teilweise bis zu zwanzig Mal gedreht und das aus unterschiedlichsten Perspektiven.

„Immer wieder musste der gleiche Text gesprochen werden. Für diejenigen, die nicht an jeder Szene beteiligt waren, hieß es dann: Warten, warten, warten. Das brachte die Jugendlichen immer wieder an ihre Grenzen. Die Nerven lagen oft blank und zwischendurch schien das Projekt zu platzen. Es fanden regelmäßige Teambesprechungen statt, in denen inhaltliche und organisatorische Problemfelder thematisiert werden konnten und gemeinsam Entscheidungen für die optimale filmische Umsetzung getroffen wurden“, berichtet Magiera.

Der Lerneffekt des medienpädagogischen Projektes liegt auf der Hand. Die Jugendlichen konnten und wollten ihre sozialen, personalen und fachlichen Qualitäten zeigen; viele von ihnen sind im Verlauf des Projektes über sich hinausgewachsen – für  sie hieß es: durchhalten, zuverlässig übernommene Jobs ausführen, andere unterstützen, kreativ neue Lösungen suchen, mit anderen verhandeln, sich öffentlich präsentieren, anderen den Vortritt lassen, sich für eine gemeinsame Sache einsetzen, Verantwortung übernehmen, vor und hinter den Kulissen Neuland betreten. „Dreh-und Angelpunkt des Ganzen war der Respekt für die Aufgabe, für die anderen – und nicht zuletzt für sich selbst“, betont Annette Magiera.

Das Projekt wurde vom Jugendmigrationsdienst Rhein-Sieg-Kreis rechtsrheinisch in der Trägerschaft der Katholischen Jugendwerke Rhein-Sieg e.V. durchgeführt und über die Gelder des Kinder- und Jugendplans des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend  finanziert. Der Jugendmigrationsdienst in Siegburg ist Integrationsfachstelle für Migrantinnen und Migranten im Alter von 12 bis 27 Jahren, die im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis leben. Ziel ist die Verbesserung der Integrationschancen der Jugendlichen in Bereichen der sprachlichen, schulischen, beruflichen und sozialen Integration.