Das Tal Gamlieli Trio gastierte im Kunsthaus Troisdorf mit satten zehn Stücken in einem letztlich sensationellen Konzert. Wobei Frontmann Tal Gamlieli eine eher unorthodoxe Lesart des Jazz-Basspiels hat. Er erweitert den obligatorischen Walking Bass um viele Facetten, spielt liedhaft, zwar in der üblichen Zupftechnik, aber in der Phrasierung eines E-Gitarren-Solisten oder flirrt bei den Läufen mit irrwitzigem Tempo über das Griffbrett.
Die sichtbare Begeisterung für seine beiden Mitspieler ist verständlich. Spielt doch der 17-jährige Drummer Aviv Boneh Iddrisu in einer selten zu sehenden Lässigkeit, ohne Selbstdarstellung und vor allem mit dem Selbstbewusstsein eines alten Hasen. Sein breites Schlagrepertoire baut er unauffällig und nur scheinbar unbeteiligt ein. Es ist aber umso wichtiger, als Gamlieli eben immer wieder aus der Zuständigkeit ausbricht, das Fundament mitzuverantworten.
Das Spiel von Pianist Dor Bar On ist nicht minder fassungslos ausgereift. Rasende Akkorde, flinke Triller und beidhändige Läufe gehen ihm fast provozierend lässig von der Hand.
Im Zusammenwirken der drei Individualisten entsteht ein Klangbild, das sensibel wie ein Kinderlied ist oder so orchestral, als säße eine Mehrzahl von Protagonisten auf der Bühne Die Stücke haben eine Bandbreite hinsichtlich Melodie und genreübergreifender Ausgestaltung, von der man nicht genug bekommen will. Ebenso von Gamlielis Moderation, in der er oft sein Innerstes offenlegte. Etwa wenn er in „Just An Ordinary Girl“ die politische Situation in Israel reflektiert. Es geht dabei um ein Gespräch mit tragischem Inhalt wischen Vater und Kind auf einem Spielplatz. So werden die dominierenden, kindlich verspielten Bilder nur von wenigen dissonanten Passagen kontrastiert. Ein Füllhorn an Samba- und Bossanova-Rhythmen dagegen schüttet das Trio in „Hirhur“ aus, nun mit Tempo und farbenglühender Melodie. „Es macht Spaß mit diesen Burschen“ lobt der Bass den Pianisten und Drummer, für die es die erste große Tour ihres Lebens war.
