Kunsthaus Troisdorf:

Muralim begeisterte im Kunsthaus Troisdorf

Zudem haben beide Quintette die gleiche Besetzung mit Saxofon, Gitarre, Klavier, Bass und Schlagzeug. Das führt zwangsläufig zu Schnittstellen, wobei Beckenstein dem Fusion Jazz streng verhaftet ist, während Muralim diesen zusätzlich öffnet für Latin, Soul und Blues, melodischen Hard Bop und markant eingepassten Free-Jazz-Tupfern. 

Am Ende hatten die jungen und hochtalentierten Männer viele Freunde gewonnen unter den rund 80 Gästen, die spendabel mit Applaus umgingen und sich bei der obligatorischen Hutspende großzügig zeigten. Die Band erinnerte sich gern an den Auftritt im Kunsthaus vor einigen Jahren. „Es ist ein spezieller Ort, denn es war unser erstes Auslandskonzert“, berichtete Saxofonist Mauro Reimann, der alle Stücke der Band komponiert, die dann in mehreren Jams mit den übrigen Bandkollegen feingeschliffen werden. „Es ist wunderschön hierher zurückzukommen“, sagte er jetzt, freute sich über die vielen Gäste und punktete mit erfrischenden Überleitungen. Etwa als er verriet, dass der Bandname in seiner Grundschulzeit entstanden ist, als er diesen als Spitznamen erhielt. Die Bedeutung kenne er aber bis heute nicht. Von seinem kleinen Neffen werde er jetzt anstatt Mauro „Mango“ genannt, was den Holzbläser zum gleichnamigen Stück inspirierte. Dieses zeichnete sich durch einen behutsamen Aufbau aus mit einer schönen, kleinen Melodie aus vier Tönen, die man auf dem Heimweg noch pfiff. Darin verwoben sind klasse Intermezzi von Reimann und Gitarrist Joachim Frey. Wobei auch hier das fluffige Schlagzeug von Martin Maron und Elias Kirchgrabers sonor schnurrender Bass sowie die oft irrwitzig filigranen Klavierläufe von Tim Bond das federleichte Klangbild verstärkten. 

Die Setlist offenbarte einen enormen Melodienfundus. So kam das „Nachtwach“, das laut Reimann dessen schlaflosen Nächte bebilderte, in einer fesselnden Melancholie daher, die indes so zart wirkte, dass ein Winterblues erst gar nicht aufkam. Das Zusammenspiel von einer immer feinnervig und kunstvoll gespielten Gitarre und dem singenden, jubelnden oder flüsternden Saxofon begeisterte hier genauso wie im „Silly Human“. 

Einblicke in eine modern swingende Welt, deren jugendliche Frische überzeugend bebildert wurde, gewährte „Fernweh“. Bei einem Stück, das noch keinen Namen hatte und erst zum zweiten Mal präsentiert wurde, glänzten Reimann, Frey und Bass im Wechsel ein weiteres Mal mit virtuosem Alleinspiel, wobei letzterer sein Instrument jetzt so spielte, als hätte er eine Soloitarre um den Hals. Ein bejubelter Abend war das im Kunsthaus mit perfekt orchestrierten, neu klingenden Arrangements, die Lust auf ein weiteres Muralim-Gastspiel machten.