Vortrag der Wissenschaftsjournalistin Sabine Goette

So lassen sich die Selbstheilungskräfte aktivieren

Wissenschaftsjournalistin Sabine Goette bei ihrem Vortrag in der Stadtbücherei

Eine große Zahl interessierter Zuhörerinnen und Zuhörer war in die Stadtbibliothek zu Sabine Goettes Vortrag über „Selbstheilung – der innere Arzt“ gekommen. Die VHS hatte den Vortrag gemeinsam mit den Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Troisdorf organisiert. Wissenschaftsjournalistin Sabine Goette hatte Forscher in Europa befragt und trug Studienergebnisse zum Thema zusammen. Ihr Fazit: Einen sehr positiven Einfluss auf meine Gesundung kann ich selbst durch meine innere Einstellung und Erwartung nehmen.

Innere Kraftquellen aufspüren und nutzen

Goette stellte den Züricher Onkologen Gerd Nagel vor. Als er an Leukämie erkrankte, fragte der Schulmediziner sich plötzlich, was er zusätzlich zur schulmedizinischen Behandlung zu seiner Genesung beitragen könnte. Er besann sich darauf, dass ihm als junger Mensch der Aufenthalt in der Natur und das Wandern in den Bergen Kraft gegeben hatten. Aufgrund seiner beruflichen Belastung war ihm dieser Kontakt verloren gegangen. Nagel begann die Stressfaktoren in seinem Leben zu reduzieren und öfter in den Bergen zu wandern. So fand er wieder Kontakt zu seinen Körper und seinen inneren Ressourcen. Der Mediziner ist davon überzeugt, dass sich diese Erfahrung positiv auf seinen Heilungsprozess ausgewirkt habe. Neben der schulmedizinischen Therapie setzt Nagel heute ein Programm ein, bei dem er mit jedem Patienten systematisch an der Reaktivierung der Selbstheilungskräfte arbeitet.

Mind-Body-Medizin

Goette berichtete auch von den Forschungen des Neurobiologen Gerald Hüther. Durch seine Forschungen am Gehirn wies er nach, dass Langzeitstress bestimmte chronische Erkrankungen begünstigt und die Selbstheilungskräfte unterdrückt. Die Mind-Body-Medizin, wie sie z. B. das Knappschafts-Krankenhaus Essen praktiziert, macht sich diese Erkenntnisse zu nutze. Hier geht man von einem untrennbaren Zusammenhang von Geist, Seele und Körper aus. In der Therapie chronischer Erkrankungen werden darum vielfältige Methoden zur achtsamkeitsbasierten Stressreduktion eingesetzt.

Erkenntnisse der Placebo-Forschung

Auch der Placebo-Forschung widmete Goette breiten Raum. Die Ergebnisse dieses Forschungszweigs sind erstaunlich: Schmerzpatienten, denen man in Versuchen Placebos also Scheinmedikamente anstatt richtiger Medizin verabreichte, spürten eine deutliche Verringerung der Schmerzen. Diese Wirkung ließ sich sogar im Gehirn nachweisen. In den Schmerzarealen kam weniger Schmerz an als vor der Verabreichung des Placebos. Forscher schließen daraus, dass beim Medikamenteneinsatz zur heilenden Wirkung wesentlich beiträgt, ob Patienten eine positive Wirkung erwarten. Wo wirkliche Schmerzmittel verabreicht wurden, der Arzt aber sagte, diese würden unter Umständen nicht so wirksam sein, spürten auch die Patienten eine geringere Wirkkraft. Die Forscher betonten deshalb die Bedeutung des Patienten-Arzt-Verhältnisses. Ärzte könnten bei der Medikamentenverabreichung durch ihre positive Ansprache die Wirkung verstärken.

Zum Schluss führe Goette noch einmal Gerald Hüther an. Er halte nichts von einem unrealistischen Optimismus, betone aber die wichtige Rolle der inneren Einstellung für den Heilungsprozess. Hüther sei sicher, dass sich das Gehirn auf Heilung „programmieren“ lasse.

Mehr dazu in Sabine Goettes Buch: Die Heilkraft des inneren Arztes. Unter diesem Titel findet sich auch ein Video auf youtube.