Rundgang in Sieglar mit Kurt P. Schneider:

Wechselvolle Geschichte am Marktplatz

Kurt P. Schneider vor der Alten Schule am Sieglarer Marktplatz.

Der belesene Heimathistoriker Kurt P. Schneider bietet für die VHS in unregelmäßigen Abständen äußerst sachkundige, kurzweilige und mit Humor gewürzte Rundgänge durch den Stadtteil Troisdorf-Sieglar an. Bei seiner letzten Exkursion in die wechselvolle Ortsgeschichte lenkte er den Blick der Teilnehmer auf den Sieglarer Marktplatz und seine geschichtsträchtigen Gebäude ringsumher.

In Sieglar wurde der heutige Marktplatz wegen des alten Schulgebäudes früher Schulhof („Schollhoff“) genannt oder „Driesch“. Am Driesch ist eine alte Flurbezeichnung, heißt Brachland und ist eine Seitenstraße des Platzes. Den Marktplatz umsäumen 40 stattliche Lindenbäume. Bis 1921 erklang auch hier das Horn und Lied des Nachtwächters. Zur sechsten Stunde, nachts um zwölf Uhr, erschallte der Ruf: „Hört, ihr lieben Herrn und laßt euch sagen, vom Turm die Glock hat zwölf geschlagen! Zwölf, das ist die Zahl der Zeit: Mensch bedenk‘ die Ewigkeit!“.

Denkmal Alte Schule

Die Alte Schule steht als eines der markantesten Gebäude am Marktplatz und unter Denkmalschutz. „Für Sieglarer, die vor 1955 bzw. 1959 geboren worden sind und die katholische Volksschule am Marktplatz noch kennenlernten, weckt sie immer wieder nostalgische Erinnerungen an ‚ihre‘ alte Schule“, berichtet Schneider wehmütig.

Das zweigeschossige Backsteingebäude wurde 1872/1874 als typisch preußische Volksschule errichtet und später erweitert. Ihm wird in der Denkmalliste „eine außergewöhnliche historische Dimension“ zugesprochen, da bereits 1610 eine Schule an der Kirche und seit 1689 am jetzigen Standort nachgewiesen ist. Der Schulbetrieb wurde 1964 eingestellt. Später folgten technische Ämter der Stadtverwaltung in dem Gebäude, das 1994 verkauft wurde. Ein Teil dient heute als Stadtteilhaus Sieglar des Troisdorfer Jugendamts.

Tradition und „De Pompe“

Ein Sieglarer Traditionsgasthaus ist „Beim Pompe Jupp“, Marktplatz 1. Der 1762 geborene Christian Thiesen war dort der erste Gastwirt. Das jetzige Gebäude ist ein verputzter Fachwerkbau aus dem Jahr 1835. Der Bruchstein-Gewölbekeller aus Ravensberger Quarzit deutet auf ein Vorgängerhaus hin, wie es in vielen Sieglarer Häusern der Fall ist. 1935 heiratete Josef Niederquell, Mitglied der Pumpenbauer-Familie „De Pompe“ Niederquell, die Gastwirtstochter Christine Thiesen. Vorfahr Peter Thiesen (1842-1903) erhielt 1870 die „Konzession zum Herstellen, Ausschank und Verkauf von Brandwein“.

„Et aahle Trieshuus“ (Trierhaus), Marktplatz 2, ist ein zweigeschossiges Fachwerk-Ständerhaus mit Krüppelwalmdach und massivem Bruchsteinsockel. Das 1750 errichtete Haus steht unter Denkmalschutz. „Es gehörte früher der Familie Trier, die im angrenzenden denkmalgeschützten Gebäude Larstraße 175 ein für damalige Zeiten respektables Kaufhaus betrieb“, so Schneider.

Neben „Kolonialwaren“ wurden hier auch Textilien angeboten. Im Hof standen ein Lagerhaus und Gewächshäuser. Große Teile des heutigen Areals an den Straßen Zum Mühlenberg und Weidengasse gehörten dazu und hießen „Triesch Jaade“ (Triers Garten).

Fachwerk und ein Gedicht

Die Teilnehmer seiner Führung lenkte Stadthistoriker Kurt P. Schneider danach in die Rathausstraße zu den Häusern Nr. 4 und 6. Um das Jahr 1850 wurde dort ein Fachwerk-Wohnhaus in U-Form errichtet, ein Querdielenhaus mit rückwärtigem Nebengebäude. Auch dieses Ensemble ist denkmalgeschützt. Der Vater des heutigen Besitzers betrieb hier bis in die 1960er Jahre hinein eine Schuhmacher-Werkstatt.

Das denkmalgeschützte Gebäude Rathausstraße 2, Ecke Larstraße, ist ein ehemaliges Fachwerk-Bauerngehöft: „Kolfs Hoff“ wurde um 1820/30 errichtet. Im Sockel des Hofes zur Larstraße hin ist die Jahreszahl 1663 sichtbar, vermutlich vom Vorgängerbau. Das zweigeschossige Fachwerkhaus mit Krüppelwalmdach wurde ebenfalls in U-Form gebaut. In einem der Räume befindet sich noch ein funktionierender historischer Backofen. Schneider beendete seinen Rundgang durch die Sieglarer Geschichte mit einem Heimatgedicht, das er im „Kolfs Hoff“ schwungvoll rezitierte.

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